Die Antwort auf die Frage, wann ein Möbel antik ist, liegt im Auge des Betrachters. Eine rechtlich verbindliche Aussage dazu besteht nicht und auch keine Angabe einer bestimmten Jahreszahl in irgendeinem Gesetzestext oder einer Verordnung.

Allerdings waren und sind ältere Möbel schon des Öfteren Teil oder Mittelpunkt juristischer Auseinandersetzungen, in deren Verlauf entsprechende Sachverständige auftraten und eine Bewertung zum Erhaltungszustand und Ursprung der Möbel abgaben. Werden diese Expertisen als Grundlage genommen, so kann zumindest ein unverbindlicher Rahmen gegeben werden, der eine grobe Zuordnung zulässt.

Die Altersgrenze liegt hier im Durchschnitt bei über 100 Jahren, es kann aber auch weniger sein, dies ist wiederum abhängig von weiteren Faktoren. Doch das Alter allein ist nicht wirklich ein aussagekräftiges Bestimmungsmerkmal für ein wirklich antikes Möbel.

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Was ist antik?

Wenn es nur nach dem Alter ginge, wären die Flohmärkte und auch die Verkaufsplattformen im Internet voller Antiquitäten. Es ist jedoch so, das schon vor über 100 Jahren eine sehr rege Möbelindustrie zugange war und etwa 100-jährige Schränke oder Nachttischchen keineswegs eine Seltenheit sind. Ebenso gab es auch schon damals bestimmte Qualitätsunterschiede in der Verarbeitung und im Material. Darum kann ein Möbel durchaus Alt sein, antik muss es deswegen nicht sein, denn dies ist im Grunde ein Qualitätsmerkmal, es sei denn, es handelt sich um ein sehr altes Stück, denn ab einem gewissen Alter ist tatsächlich der Zeitfaktor ausschlaggebend. Aber das ist noch nicht alles, es wird noch komplizierter.

Antike Anrichte

Ein weiterer bestimmender Punkt ist die Herkunft des Möbels, was eine Aussage über seine Fertigung zulässt und im besten Falle die Verknüpfung mit einer bestimmten Person oder beispielsweise einer bekannten Werkstatt erlaubt. Denn daraus ergibt sich wiederum der Seltenheitswert, da kleine Werkstätten nur begrenzte Stückzahlen oder sogar nur Auftragsgebundene Einzelstücke fertigten, hingegen auch schon vor hundert Jahren Möbelhäuser Massenware anboten. Das älteste Möbelhaus in Hessen feierte zum Beispiel im Jahr 2013 sein 275. Jubiläum.

Kaufen Sie ein vorgeblich „antikes Möbel“ niemals spontan, auch wenn der Verkäufer drängt. Aktuell besteht ein sogenannter Käufermarkt, das bedeutet dass das Angebot die Nachfrage übersteigt. Machen Sie ein Foto von dem Möbel und suchen im Internet nach vergleichbaren Stücken und informieren sich dort, wenn möglich, über deren Herkunft und die Einschätzung anderer Käufer oder Anbieter.

Restaurierte oder reparierte antike Möbel

Wer sich mit der Fertigung und auch der Restauration antiker Möbel nicht auskennt, wird bei der Besichtigung eines solchen Möbels kaum feststellen können, ob es sich um ein sorgfältig restauriertes Teil oder um eine auf Alt getrimmte Neuware handelt. Holz, der häufigste Bestandteil alter Möbel, lässt sich mit verschiedenen Mitteln künstlich altern. Wenn an dem Möbel beispielsweise sehr helle oder richtig weiße Leimspuren zu erkennen sind, ist dies ein Zeichen für eine mangelhaft ausgeführte Reparatur. Einem Profi wird solch ein grober Fehler aber nicht unterlaufen. Auch verschieden dunkle Holzpartien können ein Hinweis auf nachträgliche Arbeiten an dem Stück sein, wobei hier wieder die Rechtsprechung beziehungsweise die Aussage von Sachverständigen zum Tragen kommen könnte. Dabei werden antike Möbel auch dann noch als Original bezeichnet, wenn diese im Laufe der Zeit zu 30 % erneuert wurden.

Wer beim Kauf eines antiken Möbels wirklich auf Nummer sicher gehen möchte, sollte einen langjährig im Geschäft tätigen Händler suchen, der eine entsprechende Reputation besitzt.