Wenn Badezimmer oder Küche im Haus renoviert werden sollen, müssen meist auch die alten Fliesen weichen. Entweder sind sie beschädigt oder harmonieren nicht mit dem Design – Fakt ist, es soll sich etwas ändern. Entgegen landläufiger Meinung ist es jedoch nicht immer notwendig, alte Fliesen komplett von Wand oder Boden zu entfernen, was nicht nur sehr viel Dreck, sondern auch eine Menge Arbeit verursacht. Außerdem ist es eine Kostenfrage, denn schließlich muss der ganze Abraum ja auch irgendwohin verbracht werden und Entsorgungsunternehmen sowie Wertstoffhöfe lassen sich ihre Dienste oft teuer bezahlen. Statt also den kompletten Fliesenspiegel abzuschlagen und auf der gesamten Fläche teuer neu zu verlegen, können die alten Fliesen auch überstrichen werden. Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn sie noch keine Beschädigungen aufweisen.

Fliesen streichen

Fliesen überstreichen und lackieren – nicht nur für Profis

Um alten Fliesen ein neues Design zu verpassen, muss man kein Profi-Handwerker sein. Auch der Hobby-Heimwerker kann Bad und Küche mit etwas Geschick und den richtigen Produkten unter Aufwendung weniger Stunden Arbeit in neuem Glanz erstrahlen lassen, denn man kann alte Fliesen lackieren. Alles, was Sie brauchen ist, eine Idee und einen Baumarkt in Ihrer Nähe.

Was benötigt man zum Fliesen lackieren?

Die richtige Ausrüstung trägt wesentlich zum Endergebnis bei. Im Regelfall benötigen Sie zum Streichen Ihrer alten Fliesen folgende Produkte:

  • Reinigungsmittel auf Seifenbasis
  • Fugenweiß
  • Schleifpapier in zwei verschiedenen Körnungen
  • Grundierung und Fliesenlack
  • Pinsel zum Streichen schwer zugänglicher Stellen
  • mehrere Schaumstoffwalzen (weich für die Grundierung, hart für den Lack)

Viele Baumärkte bieten auch gleich komplette Sets zum Fliesenstreichen an. Achten Sie beim Einkaufen besonders auf die Auswahl des Fliesenlacks. Bodenfliesen sind einer stärkeren Belastung ausgesetzt als Wandfliesen, deshalb sollten Sie einen speziellen 2-Komponentenlack zum Streichen verwenden. Ob ein Produkt zum Bodenfliesen streichen geeignet ist, lässt sich an der Verpackung ersehen. Produkte zum Streichen der Wandfliesen sind mit dem entsprechenden Vermerk oder "für senkrechte Fliesen" gekennzeichnet. Bei den Fliesenlack-Farben können Sie aus Dutzenden verschiedenen Schattierungen wählen. Manche Hersteller bieten Lacke an, die ohne vorherige Grundierung des Fliesenspiegels auskommen. Vor dem Streichen mit diesen Produkten sollte jedoch die Oberfläche der Fliesen mit Sandpapier leicht angeraut werden. Im Zweifelsfall halten Sie sich einfach an die Anweisungen des Herstellers oder fragen das Fachpersonal im Baumarkt Ihres Vertrauens.

Tipps und Tricks beim Streichen von Fliesen – so funktioniert es

Mit einigen einfachen Kniffen, etwas Grundwissen und ein bisschen Geschick ist das Streichen von Fliesen fast ein Kinderspiel. Legen Sie sich am besten schon vor Arbeitsbeginn einen Plan zur Vorgehensweise zurecht. Auch die zeitliche Komponente sollten Sie bei der Planung nicht vernachlässigen, um unnötige Wartezeiten oder Leerlauf zu vermeiden.

Darum prüfe, wer streichen will

Im ersten Schritt müssen Sie die Fugen vor dem Streichen zwischen den Fliesen gründlich auf Beschädigungen wie Risse oder Löcher prüfen. Sollten die Fugen zu abgenutzt sein, empfiehlt es sich, sie vor dem Streichen mit einem scharfen Messer komplett zu entfernen. Kleinere Schäden können mit Fugenweiß ausgebessert werden. Beachten Sie auch, dass handelsübliche Silikonfugen nicht überstrichen werden können. Auch hier sollten die Fugen entfernt und die Fliesen später neu verfugt werden.

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Saubere Arbeit vor dem Streichen

Danach werden Fliesen und Fugen gründlich mit einem Mittel auf Seifenbasis gereinigt. Es sollten möglichst keine Kleberückstände oder Schmutz auf der Oberfläche zurückbleiben, da sonst das Ergebnis unsauber wird. Den alten Haushaltstipp Essig sollten Sie hier allerdings nicht verwenden. Er greift die Konsistenz der Fugen an und führt langfristig zu hässlichen Bläschen sowie Rissen.

Rolle vorwärts

Jetzt ist es an der Zeit, vorhandene Armaturen oder Waschbecken in Küche oder Bad mit einer Abdeckfolie zu schützen, denn nun kann bereits die Grundierung mit einer feinen Schaumstoffwalze aufgetragen werden. Bei Lacken, die keiner Grundierung bedürfen, muss die Oberfläche zunächst angeraut und der entstandene Staub gründlich entfernt werden. Gerade wenn Sie eine größere Fläche streichen, sollten Sie mehrere Schaumstoffwalzen bereithalten, da sich diese schnell abnutzen und so zu einem ungleichmäßigen Anstrich führen.

Zeit für eine mehrstündige Pause

Die Grundierung muss, je nach Produkt, bis zu 24 Stunden trocknen. In dieser Zeit können Sie eventuell auch die Farbwahl für den Lack noch einmal gründlich überdenken und sich außerdem natürlich erst einmal entspannen: Denn im nächsten Schritt werden Sie zügig arbeiten müssen.

Unser Tipp: Schleifen Sie die Grundierung gleichmäßig an, nachdem sie durchgetrocknet ist. Dadurch haftet der farbige Lack beim Streichen besser und ist auch nach Jahren weniger anfällig für Abblättern oder Risse.

Es kommt Farbe ins Spiel

Nun wird es spannend, denn Sie beginnen mit der Lackierung. Mischen Sie den Lack zu Beginn gut durch und achten Sie darauf, dass Sie nur die benötigte Menge vorbereiten. Fliesenlack beginnt bereits nach wenigen Stunden auszuhärten, deshalb ist eine zügige Arbeitsweise Pflicht und längere Pausen beim Streichen nicht möglich. Zum Auftragen des Lacks auf die Grundierung eignet sich eine härtere Rolle mit geschlossenen Poren am besten. Diese erste Lackschicht sollten Sie dann mindestens einen halben Tag trocknen lassen, bevor Sie mit dem Streichen fortfahren.

Viel hilft viel – die zweite Lackschicht

Nach der Trocknungsphase kann die zweite Schicht Lack aufgetragen werden. Sie sorgt für die Deckung und Strahlkraft der Farbe Ihrer neuen Wandgestaltung und deckt auch dunklere Fliesen zuverlässig ab. Bei sehr dunklen Fliesen kann aber auch eine dritte Lackierung notwendig werden, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.

Ein verlängertes Wochenende genießen

Mindestens drei Tage müssen ins Land gehen, bevor Sie weitere Arbeiten in Ihrem Bad in Angriff nehmen können. Diese Zeit braucht der Lack, um vollständig auszuhärten – nach der ganzen Schufterei haben Sie sich den Wochenendurlaub aber auch redlich verdient.

Alles im Trockenen – Chaosbeseitigung nach dem Streichen

Da der Lack nun trocken ist, dürfen Sie sich erneut fleißig ans Werk machen, denn die Hausbewohner würden mit Sicherheit gerne das Bad wieder benutzen. Das Schwierigste haben Sie aber bereits hinter sich gebracht – Sie müssen nur noch die folgenden Arbeiten ausführen:

  • Armaturen und Waschbecken montieren
  • Mit Fugenweiß Fliesen farblich absetzen
  • Waschbecken und Armaturen mit Silikon abdichten

Während des Verfugens und Abdichtens sollten Sie für ausreichende Belüftung sorgen, da die Ausdünstungen des Materials die Atemwege angreifen. Wenn das Silikon dann ausgehärtet ist, können Sie überschüssige Reste vorsichtig mit einem scharfen Messer entfernen.

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Fliesen streichen ist kein Hexenwerk

Mit den nötigen Kenntnissen und unter Verwendung von Qualitätsprodukten ist es relativ einfach, den Sanitärbereich durch das Streichen der Fliesen farblich umzugestalten und zu modernisieren. Die Methode ist außerdem weitaus kostengünstiger als eine Kompletterneuerung und zeitlich auch nicht aufwändiger. Wie immer, wenn Sie mit Lack arbeiten, sollten Sie sich allerdings an die Anweisungen des Herstellers halten, um ihre Gesundheit nicht zu gefährden.

Bevor Sie sich für das Streichen von Bodenfliesen entscheiden, lohnt es sich, abzuwägen, wie stark deren Beanspruchung ausfallen wird. Denn selbst die speziellen 2-Komponentenlacke sind nicht so haltbar wie die Fliese. Hier ist es oft auf lange Sicht einfacher und günstiger, Zeit und Geld in einen komplett neuen Bodenbelag zu investieren. Unter der wachsenden Auswahl an modernen Designs und neuen Trends werden Sie sicherlich auch schnell Ihre Lieblingsfliese entdecken.